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Sensationelle archäologische Funde in Deutschland

Halle/Saale (IMH) – Deutschen Archäologen und Paläontologen sind viele der bedeutendsten Entdeckungen der vergangenen Jahrzehnte zu verdanken. Erst kürzlich – zwischen 2015 und 2018 – wurden in Bayern die ältesten menschenähnlichen Knochen gefunden. Sie stammen von einem Vormenschen, den man „Danuvius guggenmosi“ taufte, und sind fast 12 Mio. Jahre alt. Damals war es in Süddeutschland viel wärmer als heute. Die bislang geltende Annahme, dass sich der Mensch in Afrika entwickelte, wird nun von Experten bezweifelt.

Doch das ist nicht die einzige Sensation. Die Reihe epochaler Funde auf dem Boden der Bundesrepublik ist mittlerweile lang. Sie machen Wissenschaftlern deutlich, dass man auch in der Heimat auf Spektakuläres aus der fernen Vergangenheit stoßen kann und dass im Gebiet des heutigen Deutschlands schon vor vielen tausend Jahren erstaunlich fortschrittliche Menschen lebten.

Bei Grabungen in der Nähe der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel, die bis in die 1990er-Jahre andauerten, wurden die ältesten bekannten Radspuren der Menschheit freigelegt. Sie sind um 3.400 v. Chr. entstanden. Nach Angaben der Entdecker könnten aus dieser Region möglicherweise auch die Erfinder des Rades stammen.

Ein weiterer unglaublicher Fund gelang bei Schöningen im niedersächsischen Landkreis Helmstedt. Dort stieß der Archäologe Dr. Hartmut Thieme 1994 bei Grabungen auf die sogenannten „Schöninger Speere“. Sie sind mit einem Alter von etwa 300.000 Jahren die bisher ältesten erhaltenen Jagdwaffen. Interessierten werden sie direkt am Ausgrabungsort in einem Museum präsentiert (www.palaeon.de). Für Experten sind die über zwei Meter langen, fein bearbeiteten Speere wie ein Erkenntnisschatz. Mit ihnen lassen sich viele Annahmen zur Besiedlungsgeschichte Nordeuropas und über das Leben des Urmenschen „Homo heidelbergensis“ nun endlich beweisen. Planendes Handeln, Kommunikationsvermögen, technologische Fertigkeiten, ausgefeilte Jagdstrategien und ein komplexes Sozialgefüge gehörten zu seinen Fähigkeiten. Demnach war er dem modernen Menschen weit näher als bisher gedacht.

1999 wurde südlich des norddeutschen Mittelgebirges Harz das weltweit bedeutendste astronomische Artefakt ausgegraben: die 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra. Sie ist die älteste Himmels- bzw. Sternbild-Darstellung der Menschheitsgeschichte. Bewundern kann man die runde Bronzescheibe in Halle an der Saale (www.himmelsscheibe-erleben.de).

2008 wurde in einer Höhle des süddeutschen Mittelgebirges Schwäbische Alb die älteste bekannte Menschenfigur der Welt gefunden. Sie ist 40.000 Jahre alt, etwa 6 cm groß und bekam den Namen „Venus vom Hohle Fels“. Ausgestellt wird sie im Urgeschichtlichen Museum in Blaubeuren (www.urmu.de). Dort steht sie in einer gut gesicherten Glasvitrine.

Die Sensationsfunde sind zu einem Teil darauf zurückzuführen, dass die archäologische Wissenschaft, die von Deutschen begründet wurde, in Deutschland auch besonders weit entwickelt ist.

1764 erschien das Buch „Geschichte der Kunst des Altertums“ von Johann Joachim Winckelmann. Die Veröffentlichung dieses Werkes gilt als Geburtsstunde der Archäologie. Winckelmann wurde 1717 in Stendal, einer idyllischen Stadt im Norden von Sachsen-Anhalt, als Sohn eines armen Schusters geboren. Durch harte Arbeit und wohlgesonnene Förderer schaffte er es, in eine einzigartige Position aufzusteigen: Man machte ihn zum Aufseher über alle Altertümer in und um Rom. Seine große Leistung war, in seinen Schriften antike Kunstwerke anhand von Stilmerkmalen zeitlich einzuordnen und Epochen zuzuweisen. Goethe bezeichnete ihn sogar als „neuen Kolumbus“. Mehr über den Vater der Archäologie kann man im Stendaler Winckelmann-Museum oder auf der Internetseite www.winckelmann-gesellschaft.de erfahren.

Einen großen Aufschwung erlebte die Altertumsforschung durch die ersten Tiefengrabungen des deutschen Kaufmanns, Abenteurers und Wissenschaftlers Heinrich Schliemann im Jahre 1870. Seine spektakulären Entdeckungen im heutigen Nordwesten der Türkei („Troja“, „Schatz des Priamos“) lösten eine regelrechte Ausgrabungswelle aus und machten die Archäologie international populär.

Die Arbeit von Winckelmann und Schliemann setzt heute das Deutsche Archäologische Institut (DAI) mit Hauptsitz in Berlin und zig Auslandsvertretungen fort. Es gilt als größte archäologische Forschungseinrichtung der Welt.

Quelle: Nachrichtenagentur der Internationalen Medienhilfe (IMH)