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UNICUM-Magazin berichtet über Studienführer der IMH

Man spricht Deutsch!

In der Fremde studieren und trotzdem Vorlesungen bequem auf Deutsch hören? Das geht! Rund um den Globus können Studenten zahlreiche Studiengänge in ihrer Muttersprache absolvieren und trotzdem wichtige Auslandserfahrungen sammeln. Als deutscher Student im Ausland hat man’s nicht immer leicht – vor allem wenn man die jeweilige Fremdsprache nicht fließend sprechen kann. Das fängt bei Verständnisschwierigkeiten in der Vorlesung an, in Klausuren kann man sich weniger gut ausdrücken und bekommt somit schlechtere Noten für seine Scheine. Wichtige Prüfungen zu absolvieren ist so fast unmöglich. Ein Auslandssemester, bei dem man sich viel vorgenommen hatte, wird so schnell zum „Feier“-Semester, in dem die interkulturellen Kontakte mehr zählen als sein Studium voranzubringen. Denn bei zwischenmenschlichen Beziehungen kommt man auch mit Händen und Füßen zurecht – ohne sprachliche Perfektion.

Wer Erfahrungen im Ausland mit seinem Studium erfolgreich verbinden will, sollte nach Auffassung von Björn Akstinat, dem Gründer der Internationalen Medienhilfe (IMH), daher am besten sein gesamtes Studium dort verbringen – das aber möglichst auf Deutsch absolvieren. Und wie soll das gehen? Ein Studium der Agrarwissenschaft wird es doch in Italien nicht auf Deutsch geben. Und doch – es ist möglich! Welches Fach man an welcher Universität in welchem Land auf Deutsch studieren kann, hat Akstinat in seinem Buch „Deutschsprachige Studienangebote weltweit“ aufgelistet. Über 700 Studiengänge sind dabei zusammengekommen.

„Deutsch sprechen ist in Mode – sogar im Ausland“, betont Akstinat. Wie sehr sich andere Länder um die deutsche Sprache kümmern, wissen jedoch nur Wenige. Gemeint sind dabei nicht nur Studiengänge wie Germanistik – von Architektur über Chemie, Film, Medienwissenschaft, Jura, Tanz und Theater bis hin zu Theologie und Zahnmedizin ist alles dabei. Überhaupt spricht man an vielen Unis deutsch: Die amerikanische Stanford-Universität besitzt sogar seit ihrer Gründung das deutschsprachige Motto „Die Luft der Freiheit weht!“. Von 1992 bis 2000 leitete zudem ein deutscher Präsident die Elitehochschule. Die Tongji-Universität in Schanghai wurde 1907 von einem deutschen Arzt gegründet, bis 1952 war Deutsch dort sogar die alleinige Unterrichtssprache aller Studiengänge. Heute gibt es an dieser Universität ebenso chinesische wie deutsche Dozenten, die auf Deutsch unterrichten.

Aber bleibt bei einem deutschsprachigen Studium nicht das Erlernen der einheimischen Sprache komplett auf der Strecke? Kein Problem für Björn Akstinat: „Nur in den Seminaren wird Deutsch gesprochen, der Alltag muss in der ausländischen Sprache bestritten werden. Und für den hat man automatisch mehr Zeit, wenn man nicht unendlich lang Seminare überarbeiten muss, die man sprachlich nicht verstanden hat.“ Außerdem sei man ja nicht von ausländischen Kommilitonen abgeschottet. „In den Vorlesungen sitzen oft bis zu 90 Prozent einheimische Studenten, die selbst Deutsch lernen wollen. So kann man gegenseitig voneinander lernen und das ohne Zeitverlust und schlechte Noten.“

Die Qualität der Studiengänge ist allerdings unterschiedlich. „In Osteuropa sind nach der Wende so gut wie alle Hochschulen modernisiert worden, wohingegen viele deutsche Unis schlecht ausgebaut sind“, wirbt Akstinat, der selbst in Russland ein Praktikum gemacht hat, für den Blick über den Tellerrand.

Die AG Internationale Medienhilfe (IMH) ist eine ehrenamtlich tätige Medien- und Kulturorganisation. Von Björn Akstinat in Köln gegründet, vermittelt sie Kontakte zu den deutschsprachigen Studiengängen weltweit – Studenten können so ohne die Hürde der Fremdsprache ihr Studium auf Deutsch absolvieren. Der Leiter hat selbst neben seinem Studium zahlreiche Praktika bei deutschsprachigen Medien im Ausland gemacht: in Prag, London, Russland und in Israel. Weitere Infos zu deutschsprachigen Studiengängen weltweit gibt es unter www.medienhilfe.org.

Quelle: Studenten-Magazin „UNICUM“